Tagtäglich nutzen Millionen von Menschen die Suchmaschine Google, um brauchbare Informationen zu erhalten. Doch die Interessen der Nutzer unterscheiden sich, und deshalb sind nicht alle Informationen gleichermaßen brauchbar.
Das Filter-Bubble-Phänomen besagt, dass Google personalisierte und individuell zugeschnittene Suchergebnisse anzeigt. Das bedeutet, dass Google meint, dich und deine Ansichten und Vorlieben zu kennen und auf Basis dessen Informationen bereitstellt, die bei anderen Personen mit unterschiedlichen Interessen nicht angezeigt werden.
Wir wollten diesem Phänomen auf den Grund gehen und haben deshalb in unserem Filter-Bubble-Projekt untersucht, ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen den Meinungen und Einstellungen der Nutzer und den Suchergebnissen besteht. Dazu haben wir einen zufällig gewählten Kreis von Personen gebeten, zuerst Angaben zu drei Themenblöcken zu machen und anschließend die dazu passenden Suchbegriffe in Google einzugeben und festzuhalten, welche Vorschläge aufgelistet werden.
Bei den drei Themenblöcken geht es um Kino, Mindestlohn und das Bauvorhaben Stuttgart 21. Für und war also wichtig zu wissen, ob die Personen für oder gegen Mindestlohn bzw. Stuttgart 21 sind, oder ob sie gar keine Meinung dazu haben. Bezüglich Kino wurde abgefragt, wie häufig die Personen ins Kino gehen und in welchem Bundesland sie sich gerade aufhalten. Dadurch sollte ermittelt werden, ob Google bei der Bereitstellung der Suchergebnisse auch auf den Standort zurückgreift.
Wir gehen also davon aus, dass sich die Google-Suchergebnisse an den Meinungen der Nutzer orientieren. Im Beispiel Stuttgart 21 bedeutet dies, dass Befragte, die für das Bauprojekt sind, eher auf Seiten geleitet werden, die sich ebenfalls dafür aussprechen. Im Gegensatz dazu sollten Befragte, die dagegen sind, Suchergebnisse erhalten, die ihrer Meinung entsprechen.
In unserem Fall konnten wir diese Annahme nicht vollständig belegen. Es gibt zwar eine leichte Tendenz, dass Personen, die für Stuttgart 21 sind, mehr positiv berichtende Artikel erhalten als Gegner von S21. Trotzdem bekommen die Gegner ebenso wie die Befürworter insgesamt mehr positive als negative Ergebnisse zum Thema. Da die große Mehrheit der Teilnehmer das Projekt befürwortete, ist anzunehmen, dass die Ergebnisse aufgrund dieser ungleichen Verteilung leicht verzerrt sind.
Beim Suchbegriff Kino zeigte sich, dass die meisten Suchergebnisse mit dem aktuellen Aufenthaltsort des Suchenden zusammenhängen. So wurden Suchenden aus Berlin auch Kinos in Berlin vorgeschlagen, während einem Befragten aus Hessen Vorschläge in Frankfurt präsentiert wurden. Bei einer stationären Suche (vom Desktop-Computer aus) greift Google dafür sehr wahrscheinlich auf die IP-Adresse des Nutzers zurück. Wie häufig die Personen ins Kino gehen hatte keinen offensichtlichen Einfluss auf die Suchergebnisse.
Dass sich Google auf unsere Meinungen einstellt und dementsprechend Ergebnisse liefert konnte daher nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Was wir aber zeigen können, ist, dass jede Suchanfrage andere Informationen bereitstellt. Zudem greift Google auf den Standort des Nutzers zurück. Unabhängig davon, ob die Ergebnisse zu den Meinungen passen, erhält jede Person beim gleichen Suchbegriff unterschiedliche Ergebnisse. Die ersten zwei bis drei Links stimmen meist noch überein. Bei allen weiteren Suchergebnissen werden die Vorschläge jedoch vielfältiger.
Man kann also festhalten, dass Google versucht, die Suchergebnisse individuell zuzuschneiden. Ob das in allen Fällen gelingt ist fraglich, doch das Internet weiß mehr über uns, als uns vielleicht lieb ist.